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16.01.2024

Biobasierter Zement

Biobasierter Zement Foto: Scharf

Materialentwicklung und Design – das passt, sagen Julia Huhnholz und Friedrich Gerlach über ihr Konzept Biozement.

Zement ist eigentlich ein rein mineralisches Produkt, ein Bindemittel für das Allerwelts-Material Beton. Die Herstellung von Zement ist allerdings mit erheblichen CO2-Emissionen verbunden, weshalb in den Labors an neuen Zement-Derivaten gearbeitet wird.

Einen anderen Ansatz wählten Julia Huhnholz und Friedrich Gerlach mit ihrem biobasierten Material. Für das Konzept erhielten die beiden einen der begehrten Mia Seeger Preise 2024 – auch, weil komplexe Materialentwicklungen durch Designer:innen zwar vermehrt angeschoben werden, aber noch immer selten sind.

 

Details des Konzeptes hier.

 

„Biozement“ adressiert ja ein sehr spezifisches Thema – woher kam der Impuls für das Projekt?

Bereits im dritten Semester unseres Studiums ist Julia auf Biozement aufmerksam geworden. Die vielversprechende, aber weitgehend unbekannte Herstellung motivierte uns, die Entwicklung und Anwendung gemeinsam voranzutreiben. Denn als Designer:innen möchten wir nicht nur Produkte entwerfen, sondern auch zur Ausweitung des Wirkungsgrads einer neuen Generation zukunftsfähiger Materialien beitragen.

 

Wie intensiv war die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen, etwa aus dem Baubereich?

Die Kooperation mit Expert*innen aus dem Bereich Mikrobiologie und Bauingenieurwesen war essentiell für das Projekt. Besonders durch den persönlichen Austausch haben wir gelernt, worauf es bei der Kultivierung der Bakterien ankommt und welche Parameter in der Herstellung des Materials entscheidend sind. Für die Aufbereitung der Ziegel konnten wir die Infrastruktur der Bauingenieure an unserer Universität nutzen. Erst durch die Zusammenarbeit konnten wir die Eigenschaften von Biozement in eine materialgerechte Typologie überführen.

 

Was braucht es, um als Designer:in solche eher forschungsorientierten Projekte anzugehen?

Entscheidend sind Aufgeschlossenheit und Kommunikationsfähigkeit im Umgang mit anderen Fachbereichen. Darüber hinaus erfordert es die Bereitschaft, umfangreiche Forschungsergebnisse zu durchdringen und relevante, gestalterische Aspekte neu zu kombinieren. In Bezug auf die eigenen Experimente braucht es Durchhaltevermögen und eine Sichtweise, die jedes Versuchsergebnis als Erkenntnisgewinn betrachtet. Zuletzt ist die visuelle Aufbereitung des Forschungsprozesses ein entscheidendes, gestalterisches Mittel.

 

Wie geht es mit dem Projekt nun weiter?

Aktuell beschäftigt sich eine Abschlussarbeit der Fakultät Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität Weimar mit der Erhebung von Festigkeitseigenschaften unseres Biozements. Wir selbst finden es spannend, mit demselben Verfahren einzelne Biozement-Teile zu verkleben. Im Sinne der Reparaturfähigkeit von Produkten könnte sich an dieser Stelle ein neuer Schwerpunkt eröffnen. 

 

Hier geht es zur Übersicht aller 2023 ausgezeichneten Projekte – und hier wartet das Doku-Booklet im pdf-Format.