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23.09.2019

Nachgefragt bei … Professor Jens Krzywinski

Nachgefragt bei … Professor Jens Krzywinski

2006 gewann Jens Krzywinski den Mia Seeger Preis – heute ist er Professor für Technisches Design an der TU Dresden.

Pneumatische Strukturen bieten viele Vorteile – sie sind leicht, steif und rasch aufgebaut. Daher bilden sie die Grundlage für das Konzept der „Lichthöhle“, einer temporären Raumblase, die bei Katastrophen oder Unfällen Schutz bieten kann. Die Jury lobte 2006: „Mehr noch wiegt, dass der sich nach oben weitende Innenraum zusammen mit dem Verzicht auf Wandfenster eine Atmosphäre schafft, in der die hierher Verbrachten sich geborgen fühlen dürfen.“ Wir sprachen mit Jens Krzywinski (im Bild oben ganz rechts) über Ruhm, Karriere und warum man den Dingen auf den Grund gehen sollte.

 

Hallo Jens Krzywinski. Können Sie sich erinnern, was Ihnen beim Entwurf der „Lichthöhle“ wichtig war?

Im Grunde ist es ein pneumatisches Rettungszelt, das die Aufbauzeit erheblich verkürzt, da die gesamte Infrastruktur bereits mit eingebaut ist. Anders als bei üblicherweise verfügbaren Systemen habe ich sehr viel stärker die Anforderungen der Patienten und des Rettungspersonals berücksichtigt. So öffnet sich beispielsweise der Innenraum nach oben, über ein großes Luftkissen gelangt Tageslicht in den Innenraum und seitliche Öffnungen erlauben die Verkettung mit anderen Einheiten.

Wurde aus der Idee eigentlich Realität?

Leider nicht. Damals war der Markt wohl noch zu konservativ, um eine solche Innovation aufzunehmen. Inzwischen sind pneumatische Zelte sogar im Consumermarkt angekommen. Also ein klassische Situation: Die Idee ist zu früh gekommen.

Abgesehen von Preisgeld, Ruhm und Ehre – was hat Ihnen die Auszeichnung noch gebracht?

Ruhm und Ehre weniger, aber eine nicht unerhebliche Anerkennung in meiner eigenen Universität, der TU Dresden. Und das, obwohl ich das Projekt eigentlich an der Burg Giebichenstein in Halle erarbeitete. Der wichtigste Punkt für mich war aber die Gewissheit, auf nationalem Niveau im Designbereich mitspielen zu können. Und der Preis bestätigte mich, dass es richtig war, technisch fundiertes und gleichzeitig am Menschen ausgerichtetes Designs zu studieren.

War der Mia Seeger Preis so etwas wie ein Karrierebooster?

Der Mia Seeger Preis hat zum Glück mit Karriere im eigentlich Sinn nichts zu tun. Dafür hilft er, für sich selbst Sicherheit im eigenen Tun und Anspruch zu finden, was ich als sehr wichtig erachte. Außerdem ist er ein nicht unwesentlicher Bestandteil eines professionellen Netzwerks aus gleichgesinnten und ebenso ambitionierten Menschen.


„Der Mias Seeger Preis spiegelt all das, was verantwortungsvolles Design für unsere Lebenswelt und Gesellschaft leisten kann.“


Wie relevant ist der Preis mit seinem Grundanliegen eines sozial ausgerichteten Designs in der heutigen Zeit?

Sehr relevant. Schließlich spiegelt er all das, was verantwortungsvolles Design im Sinne einer proaktiven Gestaltung für unsere Lebenswelt und Gesellschaft leisten kann. Daher würde ich mir für den Mia Seeger Preis eine noch viel breitere Wahrnehmung an allen deutschen und zukünftig vielleicht auch europäischen Hochschulen wünschen.

Teilnahme setzt Interesse und Engagement voraus – wie ist es damit auf studentischer Seite bestellt?

Die Flut teilweise recht oberflächlicher Design-Infos erschwert es, bei den Studierenden ein waches Interesse zu erzeugen. Am besten gelingt dies über Beispiele aus dem persönlichen Umfeld, der eigenen Hochschule, dem eigenen Themenfeld. Daher erzählen wir die Erfolgsgeschichten unserer Studierenden weiter und hoffen auf eine rege Beteiligung aus Dresden.


„Der Mia Seeger Preis bestätigte mich, dass es richtig war, technisch fundiertes und gleichzeitig am Menschen ausgerichtetes Designs zu studieren.“


Die wichtigsten Tipps für Studierende?

Seid neugierig und versucht den Dingen auf den Grund zu gehen. Orientiert euch mehr am Prozess als am Produkt. Kennt und entwickelt euer eigenes Repertoire an Werkzeugen. Seht Kritik als willkommenen Ansporn es noch besser als vorher zu machen!

 

Zur Person

Dr.-Ing. Jens Krzywinski ist seit 2012 Junior-Professor und seit 2019 Professor für Technisches Design an der TU Dresden. Er forscht, lehrt und entwickelt vorrangig zu Projekten im Investitionsgütersektor, wobei der Fokus auf stationären und mobilen Maschinen liegt. Jens Krzywinski hat über Designkonzepte im Transportation Design promoviert. Außerdem ist er unter anderem Aufsichtsrat beim Kreativwirtschaftsverband „wir-gestalten-dresden“ und im Beirat des Fachinfomationsdienstes Kunst-Fotografie-Design der DFG. 

Mehr Informationen zum Technischen Design an der TU Dresden: www.tu-dresden/design

Fotos: TU Dresden