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23.01.2024

Wir machen weiter

Wir machen weiter Foto: Armin Scharf

Hug ist nicht nur interessant geformt – das Tool hilft auch, Gefäße einfach zu öffnen oder zu schließen. Und das mit einer Hand.

Wer kennt das nicht: Das Gurkenglas will absolut nicht. Der Deckel rührt sich keinen Millimeter, obwohl beide Hände kraftvoll ansetzen. Wie vergeblich muss dieses Unterfangen erst sein, wenn nur eine Hand verfügbar ist? Dann ist die große Stunde von Hug gekommen. Das Tool sieht nicht nur sehr spannend aus, aus Silikon hergestellt, ist es verformbar und ermöglicht auch körperlich beeinträchtigten Menschen, das Gurkenglas zu öffnen. Oder das Marmeladeglas, die Milchflasche, den Jogurt, die Tomatensauce…

Hug ist ein klassisches Hilfsmittel für den Alltag – aber neu gedacht, multifunktional und interessant. Paula Greitmann, Nadja Schlepper und Marie Kapferer haben Hug an Münster School of Design entwickelt und dafür einen der begehrten Mia Seeger Preise des Jahres 2023 bekommen.

Wie geht es weiter? Ein Kurzinterview zur Sache.

 

Details des Konzeptes Hug hier.

 

Hug zeichnet sich durch eine eigenwillige Formensprache aus. Wie viele Alternativen gab es zu Beginn und wann hat sich die finale Form herauskristallisiert?

Am Anfang sind wir davon ausgegangen, dass viele Gefäßformen einer Norm entsprechen, was sich jedoch schnell als falsch erwies. Tatsächlich haben wir im Rahmen unserer Recherche unzählige Gefäßformen und -durchmesser ermittelt. So mussten wir unser erstes Konzept einer gestuften, runden Schale mit variierenden Durchmessern aufgeben, weil diese so hoch geworden wäre, dass sich die nutzende Person bei jeder Anwendung auf eine Leiter hätte stellen müssen. Also brauchten wir eine Form, die einerseits vielfältig einsetzbar ist, andererseits aber flach bleibt. Daraus entwickelten wir die organisch geformte Schale mit ihren drei Ebenen – so liegt jedes Gefäß nicht nur sicher auf, sondern wird beim Öffnen durch mindestens zwei fixierende Punkte stabilisiert. Die außergewöhnliche Form von Hug erfüllt wichtige funktionale Kriterien, nicht nur ästhetische Aspekte.

 

Hug entstand im Dreier-Team. Gab es dabei eine bestimmte Arbeitsteilung?

Wir begannen das Projekt mit einer Phase der unabhängigen Recherche, um ein umfassendes Verständnis für alltägliche Herausforderungen zu entwickeln. Als sich unser Fokus auf die Verbesserung des Öffnens und Schließens von Gefäßen richtete, organisierten wir regelmäßige Treffen, um gemeinsam zu forschen, Ideen zu entwickeln und unsere Entwürfe auszuarbeiten. Technische Aufgaben, wie beispielsweise das Erstellen von CAD-Dateien, das 3D-Drucken von Prototypen und das Entwerfen von Plakaten, verteilten wir effizient untereinander auf. Alle wesentliche Designentscheidungen haben wir gemeinsam getroffen.

 

Wie habt ihr getestet, ob das Konzept funktioniert?

Unser erster ‚Dirty-Prototype‘ bestand aus einer Spanplatte, aus der wir eine willkürliche organische Negativform aussägten und deren Ränder mit Sprühgummi beschichteten. Anhand dieses Modells wurde schnell klar, wie gut unser Konzept auch in der Praxis funktioniert.

Der aktuelle Prototyp besteht aus einer 3D-gedruckten Form, deren Innen- und Unterseite mit Silikon beschichtet ist. Eines der Modelle haben wir einer Freundin gegeben, für die das Öffnen und Schließen von Gefäßen aufgrund der Erkrankung ihres rechten Arms sehr kompliziert ist. Sie lieferte uns aus ihrem Alltag heraus wertvolle, praktische Erkenntnisse und half uns so, das Design weiter zu optimieren und an die Bedürfnisse der Nutzer:innen anzupassen.

 

Und wie geht es für euch nun weiter?

Wir machen weiter! Denn wir sind noch lange nicht am Ziel. Die Zeit reichte nicht aus, um unser Konzept bis zur seriellen Produktion auszuarbeiten. Außerdem sind noch viele Designentscheidungen zu treffen. Zurzeit sind wir intensiv in der Phase, geeignete Herstellungsverfahren zu erforschen und unseren Zielmarkt zu definieren. Gleichzeitig bauen wir optimierte Prototypen und möchten eine umfangreiche Testreihe mit vielen Nutzer:innen durchführen, um mit dem Feedback Hug weiterentwickeln zu können.

Die positiven Rückmeldungen, die wir beim Mia Seeger Preis erhalten haben, sind für uns eine große Motivation. Unser Ziel ist es, dass wir auf die vielen Nachfragen, ob die Schale schon zu erwerben sei, endlich ein „Ja!“ geben können und Hug den Alltag in vielen Haushalten auf spielerische Weise vereinfacht.

 

Hier geht es zur Übersicht aller 2023 ausgezeichneten Projekte – und hier wartet das Doku-Booklet im pdf-Format.