Polster sind Verbundmaterialien, also stofflich kaum oder gar nicht verwertbar. Michelle Müller hat eine Alternative aus Rohwolle entwickelt: Mono Wool.

Nicht das fertige Möbelstück, sondern der Polsteranteil, also das Textil und die Auswahl der darin enthaltenen Materialien stehen im Fokus von Mono Wool.

Der Hintergrund: In Deutschland werden jährlich rund 2,4 Mio. Tonnen Sperrmüll entsorgt. 22 Prozent davon sind Polster und Verbundmöbel, die nur für die thermische Verwertung taugen. Kurz gesagt: sie werden verbrannt.

Fotos: Michelle Müller, Felix Bernhard, Julia Gaes

Das ist Mono Wool

Im Rahmen ihrer Masterthesis hat Michelle Müller nach Alternativen zu Polstern aus ölbasierten Schaumstoffen gesucht. Mono Wool geht den Weg einer radikalen Minimierung. Mit der Verwendung von Rohwolle ergibt sich das Potenzial, ein Polster aus nur einem einzigen Material herzustellen. Der Bezug wird mit Hohlräumen gestrickt, gefüllt und durch einen Klapp-Mechanismus zu einer Sitzschale geformt. Durch die 3D- Stricktechnologie kommt der Bezugsstoff als fertiges Teil aus der Maschine – ohne viel Handarbeit. Die so gefertigten Polster bestehen zu 100 Prozent aus Wolle, sie sind lokal, kreislauffähig und sozial verträglich gedacht.

Das sagt die Jury

Die immer noch viel zu großen Mengen von Produkten aus schlecht rezyklierbaren Verbundwerkstoffen stehen dem zirkulären Wirtschaften entgegen. Die umfassende und genaue Recherche von Michelle Müller unter dem Aspekt „Regenerative Weichheit“ mündet in einem maximal reduzierten Lösungsvorschlag. Mono Wool überzeugt die Jury durch die Konzentration auf nur ein Material, das ebenso intelligent, wie maschinengerecht zu einem homogenen Produkt verarbeitet wird. Was dem Einzelnen mehr Sitzkomfort bietet, dient der Gesellschaft, indem es vorhandene Ressourcen nutzt.

Short Facts Mono Wool

Von Michelle Müller
Master-Thesis WS 2023/24
Kunsthochschule Berlin Weißensee, Produkt-Design
Betreuung durch Prof. Barbara Schmidt und Prof. Dr. Lucy Norris