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24.03.2020

Wer 2020 juriert

Wer 2020 juriert

Beim Mia Seeger Preis als Jurorin dabei zu sein, ist spannend wie verantwortungsvoll. Elke Weiser sagt, was für sie wichtig ist.

Ob die Jury in diesem Jahr angesichts der pandemischen Umstände wie gedacht zusammenkommen kann, ist noch offen. Klar ist aber derweil, wie sich die Jury zusammensetzt. Mit dabei beispielsweise ist wieder Elke Weiser aus Stuttgart. 1993 erhielt sie als Design-Einsteigerin den Mia Seeger Preis und hat daher einen ganz besonderen Blick auf die Dinge.

Liebe Elke Weiser, Sie sind wieder als Jurorin beim Mia Seeger Preis dabei – mit welchen Erwartungen gehen Sie diese Mal in die Jurierung?

Ich hoffe, eine Vielzahl wegweisender Konzepte und Projektideen zu sehen, die mir den Spiegel an gesellschaftsrelevanten und zukunftsweisenden Themen vorhalten. Darüber hinaus freue ich mich sehr auf die Expertengespräche mit den anderen Jurymitgliedern. Sich einen ganzen Tag lang intensiv dem fundierten Meinungsaustausch zu den Projekten widmen, das macht richtig Spaß und erweitert den eigenen Horizont.

Was ist für Sie besonders wichtig? Die Originalität der Idee? Die Bearbeitungstiefe? Die Qualität des Modells? Die potenzielle Realisierungsmöglichkeit?

Das kann ich pauschal so nicht beantworten. Müsste ich mich entscheiden, dann steht die Originalität der Idee an erster Stelle. Denn: Ist es nicht der Urantrieb für uns Designer – etwas Neues erfinden und damit die Welt etwas besser zu machen?Aber es packt mich genauso sehr, wenn ich eine realitätsnahe Lösung für ein Problem erkenne, die mich überzeugt. Ganz besonders dann, wenn ich mir dabei denke, warum nicht schon früher jemand auf die naheliegende Lösung kam.


„Ich kann die Teilnahme am Mia Seeger Preis jedem Designstudenten und jeder Designstudentin nur empfehlen“


Haben Sie durch Ihre Maschinenbauerinnen-Ausbildung einen besonderen Blick auf die Einreichungen?

Ich denke schon. Mir geht es zwar überhaupt nicht um das alte „Form follows Function“, aber Lösungen, die ganz offensichtlich gravierende technische Mängel aufweisen, fallen bei mir durch. Ganz anders ist es bei Visionen, für die noch keine technische Lösung gezeigt wird – das macht mich neugierig. Auch ästhetische Produkte, die uns einen emotionalen Mehrwert geben, treffen bei mir auf Gegenliebe.

Zu welchen aktuellen Themen sollte es mehr Arbeiten geben? Welches Thema wäre Ihnen besonders wichtig?

Der Preis steht ja unter dem Motto „Was mehr als einem nützt“. Daher verleihen wir oft Preise an Einreichungen aus dem Gesundheitswesen, wie Medizinprodukten. Das ist gut. Ich fände es spannend, Konzepte und Produktlösungen zu Dingen und Services zu sehen, die man gemeinsam nutzt. Die Fragestellung lautet für mich: Wie können wir als Designer neue Produkte erschaffen und gleichzeitig Ressourcen sparen?

Sie sind regelmäßig in der Jury – was hat sich in den letzten Jahren bei den Einreichungen verändert?

Zu Beginn meiner Jurytätigkeit war überwiegend klassisches Produktdesign dabei, fast immer in Form eines Modells. In jüngster Zeit nimmt die Anzahl der Modell ab, wobei der Modellbau und die dazugelegten Dokumentationen heute von extrem hoher Qualität sind. Es befinden sich jedoch auch Arbeiten darunter, da wünscht man sich, der Bearbeiter oder die Bearbeiterin hätte mehr Energie für die Idee verwand als für den Modellbau.Heute sehen wir mehr Studien oder reine Konzeptideen, das sehe ich als logische Folge der digitalen Themen unserer Zeit.

Was spricht aus Ihrer Sicht für die Teilnahme am Mia Seeger Preis?

Ich halte die Teilnahme am Mia Seeger Preis für eine wirklich gute Sache. Ideen für ein Miteinander oder das Gemeinwohl zu honorieren und sie dadurch bekannt zu machen, ist wichtig.Die Jury nimmt die Preisverleihung sehr ernst. Ich selbst habe den Preis vor langer Zeit erhalten und durch die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Kontakt zu Herstellern gefunden. Zudem findet die Preisverleihung samt Ausstellung in einem sehr schönen Rahmen statt und bietet hier schon erste Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Ich kann die Teilnahme jedem Designstudenten und jeder Designstudentin nur empfehlen.


„Ich hoffe, eine Vielzahl wegweisender Konzepte und Projektideen zu sehen, die mir den Spiegel an gesellschaftsrelevanten und zukunftsweisenden Themen vorhalten“


Die Jury des Mia Seeger Preis 2020

  • Anne Bergner | Designerin und Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart
  • Elke Weiser | Designerin, Weiser Design in Stuttgart; Mia Seeger Preisträgerin 1993
  • Matthis Hamann | Designer, Managing Partner bei Fluid in München
  • Stefan Lippert | Designer, Geschäftsführer bei UP Designstudio in Stuttgart; Mia Seeger Preisträger 1993
  • Armin Scharf | Designjournalist in Tübingen
  • Oliver Stotz | Industriedesigner, stotz-design.com in Wuppertal; Mia Seeger Preisträger 1992

Foto: Wolfgang Schmidberger