Die Mia Seeger Preise 2021

 

 

Auch 2021 wollte das Virus den Rückzug nicht antreten, allerdings auch nicht die Mia Seeger Stiftung, weshalb abermals das 2020 erfolgreich praktizierte Prozedere wiederholt wurde. Das heißt: Einreichungen modellfrei nur in digitaler Form. Und die Jurierung lief wieder zweistufig, erst machte sich jedes Jury-Mitglied selbst ein Bild von den Arbeiten, dann wurde gemeinsam in der Gruppe diskutiert und entschieden.

91 Arbeiten wollten so gesichtet und bewertet sein – Arbeiten, die an 27 deutschen Hochschulen entstanden. Die Bandbreite war enorm, die Themen extrem spannend, die Ausarbeitungen zum Großteil auf höchstem Niveau. Eine ganz erfreuliche Sache also, aber auch eine Herausforderung für die Bewertung.

 

DREI PLUS NEUN

Am Ende der Jurierung standen drei Preise sowie neun Anerkennungen. Alle zwölf Arbeiten stellen wir hier ausführlich vor – einfach nach unten scrollen.

 

DIE BROSCHÜRE ZUM PREIS

Wie immer haben wir alle Arbeiten auch in einer kompakten Broschüre zusammengefasst, die hier als pdf-Download bereit steht.

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DIE JURY

Stefan Lippert
Designer (UP Designstudio, Stuttgart), Mia Seeger Preisträger 1993 und Stipendiat 1993/94

Matthis Hamann
Designer (Managing Partner bei Fluid GmbH, München)

Oliver Stotz
Industriedesigner (stotz-design.com, Wuppertal) und Mia Seeger Preisträger 1992

Prof. Anne Bergner
Designerin, Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Armin Scharf
Freier Design- und Technikjournalist, Tübingen

 

Von rechts nach links – online zugeschaltet waren Matthis Hamann, Oliver Stotz und Anne Bergner

Mia Seeger Preis

 

UNKRAUTREGULIERUNG PER ROBOTER

PARTIKULAR

 

 

 

 

Ein brückenartiges Konstrukt schiebt sich auf Raupenfahrwerken übers Feld, in der Mitte ein Tank für Splitt aus Biomaterial (z.B. Maiskolben)
mit Schlauchverbindungen zu sechs Sprühköpfen. Mittels Bilderkennung dirigiert die Steuerung die Düsen genau dahin, wo Unkraut wächst.

 

Ein kurzer, kräftiger Strahl splitthaltiger Druckluft und die zerschredderten Pflanzen bleiben samt Splitt als Düngemittel auf dem Feld zurück.

 

JURY STATEMENT

Starkes Industriedesign für einen Agrarroboter. Eine intelligente Sprühmechanik macht Herbizide entbehrlich.
Selektive Unkrautregulierung löst flächendeckende Unkrautvernichtung ab.
Tragwerk und die breiten Raupen sind auf möglichst geringe Bodenbelastung berechnet.
Dank Klappmechanik lässt sich auch der Trans- port von und zum Feld gut bewerkstelligen.

UNKRAUTREGULIERUNG PER ROBOTER

PARTIKULAR

 

 

Entwerfer:

Dennis Nogard

 

Studium:

Produktdesign, M.A.

Weißensee Kunsthochschule Berlin

 

Betreuung:

Prof. Nils Krüger

Prof. Dr. Jörg Petruschat

Mia Seeger Preis

 

EINE NISTHILFE FÜR HUMMELN

ANA

 

Eine Höhle aus klimaregulierender Keramik mit einem Einsatz aus Pappe. Beides ist so bemessen, dass eine Hummel darin ihr Nest bauen kann.


Ein Instrument der Analyse wird die Nisthilfe durch die Messtechnik am Eingang.
Kameras und Sensoren bestimmen Hummelart, Flugfrequenz, Beifang an Pollen, Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Inneren.
Datenerhebung und -auswertung sind gedacht für umwelt- und agrarpolitische Programme auf nationaler und europäischer Ebene.

 

 

JURY STATEMENT

Natürlich geht es darum, dem Insektensterben gegenzusteuern.
Auch die Leute aus der Landwirtschaft werden als zentrale Akteure in die Pflicht genommen: die Nisthilfen aufstellen und pflegen, dort die Daten abrufen und an eine Zentrale übermitteln.
Arbeiten, die ihnen angesichts der praktisch geteilten und sehr sympathischen Gehäuseform auch genehm gemacht werden.

EINE NISTHILFE FÜR HUMMELN

ANA

 

Entwerferin:

Charlotte Schierning

 

 

Studium:

Industriedesign, M.A.

Muthesius Kunsthochschule Kiel

 

Betreuung:

Prof. Detlef Rhein 

Prof. Dr. Norbert M. Schmitz

Mia Seeger Preis

 

DIALYSE UNTERWEGS

 

Was wie eine ausgepolsterte Weste aussieht, ist als voll funktionsfähiges Dialysegerät konzipiert, für das es normalerweise ein halbes Krankenzimmer braucht.

Etliche Komponenten sind eigens so umgestaltet, dass sie sich in das dicht und flach gepackte Ensemble von Behältern, Schläuchen, Ventilen, Pumpen, Aggregaten und Batterien einfügen.

 

 

JURY STATEMENT


Eine stationäre Apparatur ist Stück für Stück auf minimalen Platzbedarf und flache Bauweise umgearbeitet – immer mit dem Gedanken daran, wie alles in einem Kleidungsstück tragbar unterzubringen sei.
An der Krankheit ändert das nichts, gewinnt ihr aber Unabhängigkeit ab. Wer dennoch Scheu hat, kann die Weste unter Jacke oder Pullover tragen.

DIALYSE UNTERWEGS

 

Entwerferin:

Paola Andrea Aldana Vidal

 

 

Studium:

Produktdesign, B.A.

Weißensee Kunsthochschule Berlin

 

Betreuung:

Prof. Nils Krüger

Prof. Lucy Norris

ANERKENNUNG

 

VERHÜTUNG FÜR DEN MANN

INTIMUS

 

Verhüterli nein danke.
Aber etwas anderes bleibt dem Mann zu tun: Er kann eine Unterhose tragen – mit Heizelement, das die Hoden erwärmt, bis die Spermien steril sind.
Ein kleines Prüfgerät verschafft ihm in diesem Punkt Sicherheit.
Alles, was er für die thermische Familienplanung braucht, ist in einem Paket zusammengestellt. Eine App hilft ihm bei der Anwendung.

 

JURY STATEMENT


Ein ernsthaftes Produkt oder eher ein Ablenkungsmanöver in der Gleichberechtigungsdebatte?
Der Autor lässt keinen Zweifel. Nach einer materialreichen histo- risch-soziologischen Recherche zu Sexualität und Verhütung setzt er das aus der Forschung bekannte thermische Verfahren in ein Produkt um und malt sich aus, wie für dessen Akzeptanz zu werben wäre.

VERHÜTUNG FÜR DEN MANN

INTIMUS

 

Entwerfer:

Ruben Geörge

 

 

Studium:

Strategische Gestaltung, M.A

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

 

Betreuung:

Prof. Gabriele Niki Reichert

Prof. Dr. habil. Georg Kneer

ANERKENNUNG

 

ROLLATOR IM ALLTAG

ROLLAID

 

Wer sich beim Gehen schwertut, kommt im Allgemeinen mit einem handelsüblichen Rollator ganz gut zurecht.
Nur beim Aufstehen hilft keiner. Dieser hier schon. Ein zweites Paar Griffe löst das Problem.
Dabei bietet sich die Gelegenheit, mit dem Materialmix Metall/Holz dem Rollator einen wohnlicheren Anstrich zu geben.

 

 

JURY STATEMENT


Indem sie eine vorhandene stationäre Aufstehhilfe mit ihren Zusatzgriffen ausstatteten, konnten die beiden Studierenden im Test mit einer Seniorin zeigen, dass ihr Ansatz richtig ist.
Mehr Alltagstauglichkeit, die auch die Betreuer um ebenso viel entlastet, als sie die Nutzer selbständiger macht.

ROLLATOR IM ALLTAG

ROLLAID

 

Entwerfer:

Mia Pahl und Julian Kufner

 

 

Studium:

Produktgestaltung

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

 

Betreuung:

Dozent Andreas Hess

ROLLATOR IM ALLTAG

ROLLAID

 

Entwerfer:

Mia Pahl und Julian Kufner

 

 

Studium:

Produktgestaltung

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

 

Betreuung:

Dozent Andreas Hess

ANERKENNUNG

 

BEWEGT SENIOREN

PEBBLE

 

Fit im Alter. Die richtigen Bewegungsübungen vorzuschreiben und die genaue Ausführung mit Sensoren in einem handgeführten Ball zu kontrollieren, das ist mit einer App auf dem Handy gut zu machen.
Die Motivation ist das Problem. Ein Trainingspartner, gegen den anzutreten wäre, ist die Lösung.

 

 

JURY STATEMENT


Freundliche, ausreichend auffällige Farbe, eingängige Figuren und leichte Sprache sind wohl altersgerecht – state of the art.
Der entscheidende Kunstgriff ist aber, die der Ertüchtigung bedürftigen Personen aus der Reserve zu locken: Der Wettbewerb mit einem realen oder fiktiven Partner stachelt ihren Ehrgeiz an.

BEWEGT SENIOREN

PEBBLE

 

Entwerferin:

Jana Koßenjans

 

 

Studium:

Industrial Design, B.A.

Hochschule Osnabrück

 

Betreuung:

Prof. Bastian Beate

Prof. Marian Dziubiel

ANERKENNUNG

 

BEWEGUNGSAKTIVE SCHULTERORTHESE

RECOVER

 

Ein Funktionsstrang aus künstlichen CNT-Muskeln mit Drucksensoren umschließt Arm und Schulter. Je nach Bewegungsart erzeugt das textile Material komplexe Bewegungsmuster.
Sie unterstützen die Eigenbewegung, ersetzen sie aber nicht. Je weiter die Heilung fortschreitet, umso weniger Unterstützung.

 

 

JURY STATEMENT


Als wollte die Orthese zum kranken Muskel sagen: Hilf dir selbst, so helf ich dir.
Auf diesem Prinzip baut ein spezielles Konzept von Rehabilitation auf und wird im vorliegenden Entwurf nach sorgfältiger Recherche mit einer Komposition von smarten Materialien intelligent umgesetzt.

BEWEGUNGSAKTIVE SCHULTERORTHESE

RECOVER

 

Entwerfer:

Min Zhang und Konstantin Wolf

 

 

Studium:

Integriertes Produktdesign, B.A.

Hochschule Coburg

 

Betreuung:

Prof. Wolfgang Schabbach

BEWEGUNGSAKTIVE SCHULTERORTHESE

RECOVER

 

Entwerfer:

Min Zhang und Konstantin Wolf

 

 

Studium:

Integriertes Produktdesign, B.A.

Hochschule Coburg

 

Betreuung:

Prof. Wolfgang Schabbach

ANERKENNUNG

 

REFLEXE MESSEN

FLEXION

 

Raffinierte Sensortechnik ersetzt das bekannte Hämmerchen. Jetzt werden nur noch zwei unterschiedlich ausgeprägte Sonden an verschiedenen Hautstellen aufgesetzt.
Mit der geeigneten Datenbank im Hintergrund lassen sich aus dem gemessenen Reflexbild frühzeitig neurologische Erkrankungen diagnostizieren.

 

 

JURY STATEMENT

Die filigrane Grundgestalt der Instrumente entspricht ihrer Aufgabe, feinste Ströme zu messen. Für Funktionsbereiche wie Kontakte zur Haut, Greifzone und Drehschalter sind jeweils passende Materialien gewählt und deren Oberflächen zweckentsprechend veredelt.
Wenn es nicht im Einsatz ist, liegt das hochwertige Besteck in einer gleichwertigen Ladeschale.

REFLEXE MESSEN

FLEXION

 

Entwerfer:

David Rieche

 

 

Studium:

Medical Design, M.A.

Muthesius Kunsthochschule Kiel

 

Betreuung:

Prof. Detlef Rhein 

Prof. Dr. Norbert M. Schmitz

ANERKENNUNG

 

INKLUSIONSSPIEL

LEIPS

 

Ein Spiel, das Menschen mit und ohne Beeinträchtigung spielen können.

Ohne dezidiert ein Lernspiel zu sein, bringt es die Spieler dahin, dass sie sich mit Braille, lateinischen Buchstaben und Gebärden verständigen.

Die Spielkarten und ein mechanischer Übersetzer helfen dabei.

 

JURY STATEMENT

Das Spiel trainiert die Hilfsbereitschaft und Kommunikation untereinander. So überbrückt es Arten und Grade von Seh- oder Hörschwäche. Die Beteiligten erleben es als Erfolg, wenn die eigene mit der jeweils anderen Perspektive übereinstimmt.

Das befördert die Inklusion.

INKLUSIONSSPIEL

LEIPS

 

Entwerfer:

Tara Monheim und Moritz Robert Hartstang

 

 

Studium:

Produktgestaltung

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

 

Betreuung:

Prof. Gerhard Reichert

INKLUSIONSSPIEL

LEIPS

 

Entwerfer:

Tara Monheim und Moritz Robert Hartstang

 

 

Studium:

Produktgestaltung

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

 

Betreuung:

Prof. Gerhard Reichert

ANERKENNUNG

 

VERTICAL GAMES

 

»Nähe auf Distanz« ist das Motto für dieses Spiel. Spielbrett und -figuren sind aus Kunststofffolie.

Die Figuren werden in das Brett eingehängt, dieses mit Saugnäpfen an senkrechten Glasflächen aller Art befestigt – überall wo sich Menschen getrennt durch Scheiben begegnen.

Das schafft Gelegenheit zu spielerischer Interaktion.

 

JURY STATEMENT

Im Lockdown allgemein und speziell an den omnipräsenten, dem Aerosolschutz dienenden Scheiben entzündete sich die Spielidee.

Offensichtlich mildert das Spiel die Isolation und hilft, Trennung zu ertragen.

Den Anflug von Poesie spürt, wer als Kind gegen kalte Fensterscheiben ge- haucht hat.

VERTICAL GAMES

 

Entwerfer:

Leo Stolte

 

 

Studium:

Produktdesign

Bauhaus-Universität Weimar

 

Betreuung:

Prof. Wolfgang Sattler 

Dipl.-Des. Timm Burkhardt

ANERKENNUNG

 

DER GLÄSERNE STAAT

 

In Rechtspopulismus und Verschwörungstheorien sehen die Autorinnen der Thesis eine Vertrauenskrise und in transparenter Politik ein geeignetes Gegenmittel. Als solches schlagen sie eine Internetplattform vor:
»Politik Alert«. Sie informiert aktuell, empfiehlt Formen der Beteiligung, stellt Lehrpläne für Politikwissen auf und bietet Zugang zu geeigneten Datenbanken.

 

 

JURY STATEMENT

Eine enorm umfangreiche Arbeit zu einem brennend aktuellen Thema, zugleich ein unübersehbares Engagement für die parlamentarische Demokratie. Der Ansatz »Vertrauen durch Transparenz« und seine Aufgliederung in fünf Säulen ist plausibel dargelegt und akribisch ausgearbeitet.

DER GLÄSERNE STAAT

 

Entwerferinnen:

Julia Sophie Thum und Winona Biber

 

 

Studium:

Strategische Gestaltung, M.A.

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

 

Betreuung:

Prof. Gabriele Niki Reichert 

Prof. Dr. habil. Georg Kneer

DER GLÄSERNE STAAT

 

Entwerferinnen:

Julia Sophie Thum und Winona Biber

 

 

Studium:

Strategische Gestaltung, M.A.

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

 

Betreuung:

Prof. Gabriele Niki Reichert 

Prof. Dr. habil. Georg Kneer

ANERKENNUNG

 

ÖFFENTLICHE WASSERSTELLE

WATEREPUBLIC

 

Hydranten sind sowieso schon da: für Feuerwehr und Stadtreinigung. Dort eine Zapfsäule für jedermann aufzustellen, an der die Leute trinken, Hände waschen, Gesicht kühlen, Gießwasser für Pflanzen holen, ihre Trinkflasche füllen oder einfach nur herumspritzen können – das würde doch den Platz, die Straße, den Park, den Spielplatz beleben.

 

 

JURY STATEMENT

Der Nutzen für das lokale Klima, für die Aufenthaltsqualität an Plätzen und in Straßen ist unbestritten. Die Gestaltung gliedert die Säule klar in Tränke oben und unten die Anschlüsse für die Feuerwehr und zur privaten Nutzung.
Zwar schließt sie an das technische Erscheinungsbild roher Hydranten an, mildert es aber dezent ab.

ÖFFENTLICHE WASSERSTELLE

WATEREPUBLIC

 

Entwerferin:

Jadwiga Slezak

 

 

Studium:

Industriedesign, M.A.

Muthesius Kunsthochschule Kiel

 

Betreuung:

Prof. Detlef Rhein 

Prof.in Dr. Annika Frye