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27.05.2020

Von der Idee zum Projekt

Von der Idee zum Projekt Christoph de la Fontaine und Aylin Charlott Langreuter | Foto: Katarina Cirkovic

Eine Idee allein macht noch keine Abschlussarbeit – aber sie ist die Basis. Warum, liest du hier.

 


„Je genauer das Ziel definiert wird, umso freier sind Sie im Umgang mit ihrer Idee und deren Ausarbeitung.“ Christoph de la Fontaine


Immer wieder überraschen die Einreichungen zum Mia Seeger Preis – durch die Aktualität des Themas, der Bearbeitungstiefe und natürlich durch die zugrunde liegende Idee selbst.

Wir sprachen daher mit Aylin Charlott Langreuter und Christoph de la Fontaine darüber, wie wichtig eine gute Idee für das Ergebnis der studentischen Arbeit ist.

Aylin Charlott Langreuter und Christoph de la Fontaine sind seit dem Wintersemester 2018/19 Professoren für Industriedesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Beide haben die Nachfolge von Winfried Scheuer angetreten. 

Wie detalliert und konkret sind die Ideen, mit denen Studierende in ihre Semester- oder Abschlussarbeit einsteigen?
Aylin Charlott Langreuter: Wir unterscheiden zwischen Semesterarbeiten, bei denen die Professoren das Thema vorgeben, dem Freien Projekt, für das die Studenten ein eigenes Thema suchen und schließlich der Diplomarbeit selbst. Im ersten Fall sind die Ideen nicht konkret, da sie sich erst in das gestellte Thema einfinden müssen. In den beiden letzten Fällen ist Themenfeld und ein wahrscheinlicher Ausgang umrissen, da wir sie sonst nicht zulassen könnten. Während des Arbeitsprozesses ist es aber nicht ausgeschlossen, dass sich am Konzept grundlegend etwas ändert.

Wie sehr fließen persönliche Betroffenheiten oder Anliegen in die selbst gewählten Themen ein?
Christoph de la Fontaine:Natürlich beschäftigen sich die Studierenden immer mit einem Thema, das sie angeht. Es liegt auf der Hand, dass es so viel einfacher ist, das erforderliche Engagement zu generieren.

Welche Themen sind derzeit besonders aktuell? Nachhaltigkeit?
Aylin Charlott Langreuter: Auf jeden Fall. Vilem Flusser sagt dazu: „Die Frage nach der Verantwortung und Freiheit stellt sich nicht nur beim Entwerfen, sondern auch beim Wegwerfen von Gebrauchsgegenständen.“ Kurz: was man in die Welt setzt, muss sich auch wieder in den Kreislauf einfügen können. Grundsätzlich besteht natürlich immer das Bedürfnis, sich mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen.

Wie unterstützen Sie die Studierenden bei der Wahl und Verifizierung ihrer Themen?
Christoph de la Fontaine: Im Wesentlichen geht es dabei, die Studierenden dazu zu bringen, ihre Idee so klar und so konkret wie möglich zu umreißen. Denn je genauer das Ziel definiert wird, umso freier sind Sie im Umgang mit ihrer Idee und deren Ausarbeitung.


„Modelle dienen dazu, eine eigene Handschrift in Bezug zu entwickeln.“ Aylin Charlott Langreuter


Wie lässt sich ausschließen, dass eine Idee früher schon einmal bearbeitet wurde?
Christoph de la Fontaine: Im Grunde ist jede Idee schon einmal angedacht und beantwortet worden. Aber es ist entscheidend, wie, von wem und in welchem zeitlichen Kontext eine Antwort gegeben wird. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein gleicher Ideenansatz zu einem gleichen Ergebnis führen würde. Ist die Themenidee erkennbar zu umfangreich für die verfügbare Ausarbeitungszeit, dann raten wir, sich auf einen Teilbereich zu konzentrieren.

Wie wichtig ist für Sie die Umsetzbarkeit in Form von Modellen?
Aylin Charlott Langreuter: In unserem Fachbereich Industrialdesign ist die Herstellung von Vormodellen und Prototypen integraler Bestandteil des Studiums. Es geht vor allem darum,Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlangen, um einen ästhetischen, originären und wissenschaftlich fundierten Entwurf erstellen zu können. Außerdem dienen Modelle dazu, eine eigene Handschrift in Bezug auf den Entwurf zu entwickeln. Dies ist nur durch das Arbeiten am Modell möglich.