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14.12.2021

Multi-Wasserspender

Multi-Wasserspender Ein Multiuser-Hydrant mit unterschiedlichen Zapfstellen | Foto: Slezak

Öffentlich zugängliches Trinkwasser wird auch hier zu Lande seltener. „WateRepublic“ von Jadwiga Slezak kann das ändern.

Früher gehörten Trinkbrunnen zur Grundausstattung des öffentlichen Raumes. Doch seit Jahren ist diese Errungenschaft auf dem Rückzug – wie überhaupt der nicht-kommerzielle Freiraum in Städten oder Siedlungen unmerklich schwindet.

Jadwiga Slezak hat in ihrer Masterarbeit an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel über diese Entwicklung nachgedacht und einen neuen Hydranten entworfen. „WateRepublic“ versorgt nicht nur Feuerwehr und Stadtreinigung mit Wasser, sondern kann von allen Bürger*innen als Quelle genutzt werden – zum Trinken, zum Gießen oder zur Verlustierung.

Für dieses Konzept erhielt Jadwiga Slezak im Rahmen des Mia Seeger Preises 2021 eine Anerkennung.

 

Ein Hydrant zum Wasserzapfen – was hat dich motiviert, dieses Konzept zu entwickeln?

Der Zugang zu Wasser im öffentlichen Raum spielt eine wichtige Rolle bei der Lösung zentraler Probleme unserer Zeit. Öffentliche Räume werden zunehmend vernachlässigt und privatisiert. Die soziale Ungleichheit wächst, Menschen leiden vermehrt an Übergewicht und Bewegungsmangel, unser immenses Aufkommen an Plastikmüll ist alarmierend. Der wachsende Konsum von Flaschenwasser verstärkt diesen Trend und schlägt sich in einer negativen CO2-Bilanz nieder.
In Deutschland ist alle 150 Meter ein Hydrant mit Trinkwasser zu finden. Die nötige Infrastruktur, um den öffentlichen Raum mit Wasser zu versorgen, ist also bereits da, nur der Zugang hat bisher gefehlt.

 

Was war der schwierigste Teil der Konzeption?

Die Herausforderung bestand darin, zwei sehr unterschiedliche ästhetische Welten miteinander zu verbinden. Nur wenige Objekte im öffentlichen Raum haben einen so hohen Wiedererkennungswert wie Hydranten. Über Jahrzehnte hinweg trotzen sie dem Wetter und prägen unser Stadtbild. Der harte, industriell anmutende Hydrantenkörper wurde modernisiert und um eine filigrane Schnittstelle erweitert, die sich formal dem Menschen zuwendet und Vertrauen schafft.

 

Wie hast du die Hygienefragen gelöst, die bei der Wasserentnahme entstehen?

Da der Wasserauslass nach unten gerichtet ist, wird er vor herabfallenden Blättern und Verunreinigungen geschützt. Regelmäßige Spülintervalle halten das Wasser zudem auch bei unregelmäßiger Entnahme durchgehend frisch.

 

Öffentliche Trinkwasserspender sind hier zu Lande eher selten – warum?

Das war nicht immer so. Viele historische Trinkbrunnen wurden aufgrund von Sparmaßnahmen über die Jahre abgebaut. Das gleiche gilt für öffentliche Toiletten. Im Zuge des Klimawandels und den damit einhergehenden steigenden Temperaturen entwickelt sich jedoch momentan ein neues Bewusstsein für die Bedeutung von Wasser als öffentlich zugängliches Gut.

 

Und wie geht es nach dem Master für dich weiter?
Momentan forsche ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Muthesius Kunsthochschule im Bereich „Nachhaltige Mobilitätstransformation“. Mein Fokus liegt dabei auf dem öffentlichen Personenverkehr, denn ich bin der Meinung, dass auch Mobilität eine Ressource ist, die wie Wasser als Gemeingut verstanden werden sollte.

 


WateRepublic – Öffentliche Wasserstelle

Masterarbeit von Jadwiga Slezak im Studiengang Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule Kiel; Betreuung durch Prof. Detlef Rein und Prof. Dr. Annika Frye.


Alle Preise und Anerkennungen 2021 findest du hier!