Fake News sind nicht wirklich neu, Desinformation gehörte schon immer zum politischen Geschäft, wenn man so will. Erschreckend aber ist, wie sehr in scheinbar aufgeklärten Gesellschaften Lügen, Halbwissen und Unwissen für bare Münze genommen werden. Durch das gezielte Verwischen von Wahrheit und Unwahrheiten entstehen gesellschaftliche Spannungen und Risse. Faktenbasierte Informationen sind daher wichtiger denn je. Daher haben Julia Sophie Thum und Winona Biber gemeinsam im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studiengang Strategische Gestaltung die Plattform „Politik Alert“ kreiert. Sie soll möglichst niedrigschwellig all jenen klare Informationen bereithalten, die zweifelnd oder negierend im Hier und Jetzt herumschwirren.

Für diesen höchst aktuellen Ansatz vergab die Jury des Mia Seeger Preises 2021 eine Anerkennung.

Wieso habt ihr euch der Idee eine Informationsplattform gewidmet?

Das aktuelle politische Klima, vor allem die zunehmende Radikalisierung und die Entwicklung einer postfaktischen Gesellschaft hat uns beide sehr umgetrieben. Wir wollten es nicht bei stundenlangen Diskussionen am Küchentisch belassen und haben beschlossen, unsere Fähigkeiten einzusetzen, um etwas dagegen zu tun. In unserer Arbeit widmeten wir uns hauptsächlich der Frage, wie die Kommunikation zwischen Politik und Bürger:innen verbessert werden kann; Politik Alert kreierten wir dann als beispielhafte Anwendung unserer Theorien.

Und welche Aspekte haben euch bei der Konzeption und Gestaltung geleitet?

Unser Konzept basiert zum einen auf den Faktoren für transparente Kommunikation, die wir mit unserer Recherche identifiziert haben. Zum anderen gingen wir von unseren Personas und ihren politischen Bedürfnissen aus, die wir mit den verschiedenen Funktionen und Eigenschaften erreichen möchten. Außerdem legten wir ein Augenmerk auf Technologien, die uns helfen könnten, eine solche Menge an Informationen möglichst neutral und ressourcenarm zu verarbeiten und aufzubereiten. Die visuelle Gestaltung war, neben Usability, getrieben davon, den Transparenzgedanken sichtbar zu machen. 

Wen habt ihr als Zielgruppe im Blick gehabt?

Wir haben nicht mit einer abstrakten Zielgruppe gearbeitet. Wir wollten etwas für echte Menschen schaffen und haben deswegen fünf Personas erstellt.

Leo ist minderjährig, aber will sich trotzdem politisch beteiligen; Anna weiß bisher nicht viel über Politik, möchte aber gerne mehr wissen und mitreden können; Samuel will sich schnell und quellensicher informieren und immer auf dem aktuellen Stand der Debatte sein; Thomas ist sogenannter „Querdenker“ und will sich sein eigenes Bild ohne das Framing der Presse machen; Ulrike will über politische Ereignisse in ihrem Heimatort auf dem Laufenden bleiben.

Guter Ansatz, wie geht es weiter?

Aufgrund fehlender Ressourcen konnten wir bisher leider nicht an Politik Alert weiterarbeiten. Wir hoffen jedoch, dass unsere Arbeit eine Grundlage für die Entwicklung weiterer politischer, oder auch nicht-politischer Angebote auf Basis der Transparenzfaktoren sein wird.

Politik Alert – Der Gläserne Staat

Masterarbeit von Julia Sophie Thum und Winona Biber im Studiengang Strategisches Design an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd; betreut wurde die Arbeit von Prof. Gabriele N. Reichert und Prof. Dr. Georg Kneer.

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