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21.03.2023

Wichtig finde ich den sozialen und gesellschaftsrelevanten Ansatz

Wichtig finde ich den sozialen und gesellschaftsrelevanten Ansatz

Warum der Mia Seeger Preis auch für Hochschulen wichtig ist – ein Gespräch mit Prof. Tom Philips aus Darmstadt.

Immer wieder zeichnet der Mia Seeger Preis Abgänger*innen der Hochschule Darmstadt mit Preisen und Anerkennungen aus. Kein Wunder, denn die Studierenden des Studiengangs Industriedesign werden gezielt dafür motiviert. Zum Beispiel von Tom Philips. Seit 2000 lehrt er Entwurf und Technisches Design und betreut zahlreiche Diplomarbeiten. Wir sprachen mit ihm über dieses besondere Merkmal, über die ‚Skills‘ von Industriedesigner*innen und warum Auszeichnungen auch für Hochschulen wichtig sind.

 

Herr Philips, die Hochschule Darmstadt hat bereits viele Gewinner*innen des Mia Seeger Preises hervorgebracht. Wie wirkt das auf den Studiengang zurück?

Wir freuen uns immer wieder, den Kreis der Preisträger:innen zu ergänzen – das erreicht natürlich auch den Kreis der Studierenden und motiviert, mitzumachen. Der Mia Seeger Preis gehört im Umfeld der inflationär vielen, oft auch kommerziellen Designwettbewerbe zum Kreis der qualitativ anspruchsvollen Preise. Umso mehr ehrt es uns, dass einige erfolgreiche Preisträger:innen aus Darmstadt kommen.

 

Könnte diese positive Wirkung angesichts schrumpfender Jahrgänge künftig noch wichtiger werden?

Sicherlich hat das auch Einfluss auf die Außenwirkung unseres Studiengangs. Eine sich verändernde Bewerber:innenstruktur ist aktuell von vielen Faktoren abhängig – ich fokussiere mich in der Lehre auf die gesellschaftliche Relevanz und die Innovationskraft der Idee, die letztlich auch umsetzbar sein soll. Ich finde es wichtig, dies zu vermitteln und dadurch das Interesse bei den Studienbewerbern zu wecken. Da die Ergebnisse ja dann auch oft beim Mia Seeger Preis erfolgreich sind, unterstützt dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Interesse, bei uns zu studieren.

 

Weisen Sie die Studierenden auf den Preis hin und unterstützen Sie diese bei der Teilnahme?

Ja, das mache ich. Die uns zugesendeten Ausschreibungsplakate hängen wir aus und wenn Semesterarbeiten geeignet scheinen, motiviere ich, daran teilzunehmen.


„Der Mia Seeger Preis zeigt, dass Themen aus kritischen Bereichen unserer Gesellschaft eine besondere Aufmerksamkeit benötigen.“ 


Sie bieten noch einen der wenigen Diplom-Studiengänge an – wieso?

Wir vertreten den Standpunkt, dass eine umfängliche Designausbildung im Rahmen eines Bachelor-Studiums mit sechs Semestern nicht erreicht werden kann und nicht unserem Qualitätsanspruch genügt. Ein grundständiger Master (zehn Semester in einem Stück) wäre eine Alternative – das ist in Deutschland meines Wissens aber nicht möglich.

 

Welche Skills sollten sich Nachwuchs-Designer heute unbedingt aneignen, um den Herausforderungen von morgen kreativ begegnen zu können?

Da hat sich von der Grundhaltung nicht so viel geändert: Interesse an Neuem, kritische Reflexionsfähigkeit, Kreativität und technischer Sachverstand sind die Grundlagen für Industriedesign. Die technologische Transformation, der Klimawandel und die gesellschaftliche Verantwortung des Designs (Nachhaltigkeitsdebatte) sind sehr präsente Beispiele für aktuelle Themen, denen wir uns widmen. Da diese Themenfelder so breit gestreut sind und ihre Spezialisten suchen, hat dies auch Einfluss auf den Wandel des Berufsbildes – all das versuchen wir im Studium zu vermitteln. Die Stärke unseres Fachbereichs liegt in der Förderung der individuellen Interessen, die jeder Studierende bei uns für sich entdecken kann und die wir aktiv fördern. Sind hierzu spezielle ‚Skills‘ gefordert, können wir diese vermitteln und nutzen das Netzwerk, das eine Studierenden-Stadt wie Darmstadt mit 25 Fachbereichen (Hochschule Darmstadt:12 / Technische Universität:13) bietet.


„Interesse an Neuem, kritische Reflexionsfähigkeit, Kreativität und technischer Sachverstand sind die Grundlagen für Industriedesign.“


Der Mia Seeger Preis ist nur einer von mehreren Design-Nachwuchsawards. Was macht ihn für Sie besonders?

Wichtig finde ich den sozialen und gesellschaftsrelevanten Ansatz, der den Wettbewerb auszeichnet. Er zeigt, dass Themen aus oftmals kritischen Bereichen unserer Gesellschaft eine besondere Aufmerksamkeit benötigen. Hierfür bietet der Wettbewerb dankenswerterweise einen Raum. Ich persönlich schätze auch die Tätigkeit der Jury, die mir vermittelt, dass sie sich die eingereichten und oftmals komplexen Themen der Arbeiten sehr genau ansieht.


Prof. Tom Philips hat in Darmstadt Maschinenbau und Industriedesign studiert, hat dann zehn Jahre bei Frogdesign gearbeitet und kehrte 2000 als Professor an die Hochschule zurück. Tom Philipps konzentriert sich auf die Themenfelder Individualmobilität und Gesundheitswesen. Im Kontext der Produktentwicklung liegen seine Schwerpunkte im Bereich innovativer Fertigungstechnologien und des Circular Economy Ansatzes. 2009 gründete er gemeinsam mit Fachbereichskollegen das Institut für Designforschung (IDF) der Hochschule Darmstadt.


Der Studiengang Industriedesign an der Hochschule Darmstadt läuft über acht Semester und schließt mit einer Diplomarbeit. Studienstart ist jeweils zum Wintersemester.